Burschungsvortrag über die Wirtschaftsgeschichte Chinas von Dehao Zhang

Nach dem Sieg gegen die Japaner im 2. Weltkrieg und dem darauffolgenden Sieg gegen die Kuomintang im chinesischen Bürgerkrieg rief Mao Zedong am 01.10.1949 feierlich die Volksrepublik China aus. Das chinesische Volk hieß die neue Entwicklung willkommen, denn die Jahre des Krieges und Hungers wollte man schnell vergessen.

Mao Zedong, der neue Führer Chinas, versuchte das Land mit Reformen wieder zu einer wirtschaftlichen Macht zu machen. Die Wirtschaftspolitik Maos war die Einführung einer Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild. Die Planwirtschaft wurde in einigen Bereichen entscheidend an die chinesischen Verhältnisse angepasst. Zum einen sah sich China nicht in der Lage, genug planerische und administrative Kräfte aufzubringen, um eine Planwirtschaft nach streng sowjetischem Vorbild einzuführen. Anstelle dessen wurde bereits in den 1950er Jahren Maßnahmen zur Dezentralisierung getroffen und den Verantwortlichen auf Provinz- und Betriebsebene mehr Freiraum zur Umsetzung der Vorgaben gegeben. Außerdem setzte Mao in der Wirtschaftsentwicklung sehr auf Massenkampagnen, wie etwa den “Großen Sprung nach vorne” (1959 – 1961) oder die “Kulturrevolution” (1966 – 1976). Jedoch waren diese beiden Kampagnen nicht von Erfolg gekrönt. Eher warfen sie Chinas Entwicklung um mehrere Jahre zurück.

Der große Sprung nach vorn war für Mao Zedong und seine kommunistische Partei ein Desaster. Man wollte mit dieser Kampagne die drei großen Unterschiede Stadt und Land, Kopf und Hand sowie Industrie und Landwirtschaft einebnen und den Rückstand auf die westlichen Länder innerhalb von nur 10 Jahren aufholen. Die Regierung ließ unzählige Hochöfen für die Stahlindustrie bauen und die Bauern mussten dort arbeiten. China hatte das Ziel zum größten Stahlexporteur der Welt werden. Durch die Stahlerzeugung hatten die Bauern nicht genügend Zeit, um sich ihrer Ernte zu widmen. Am Ende führte sie zur größten Hungerskatastrophe der Menschheitsgeschichte. Durch die Missernten und wirtschaftliche Fehlleitung starben mehr als 30 Millionen Menschen. Nebenbei war der produzierte Stahl von so schlechter Qualität, dass er für den Export nicht geeignet war und so als Schrott wieder vernichtet werden musste.

Die Kulturrevolution, die zweite große Kampagne unter Mao, bestand aus einer Reihe von kleinen Massenkampagnen, die sich ablösten und teilweise widersprachen. Anders als beim großen Sprung nach vorne wurden die Wirtschaft und die Landwirtschaft von der Kulturrevolution weitgehend ausgenommen. Man hatte gelernt, dass die Produktion möglichst ungestört weiterlaufen musste. Die Kampagnen konzentrierten sich auf Politik, Kultur und die Bildung. Letzteres traf China am härtesten, denn viele Schulen und Universitäten wurden geschlossen. Somit stand Chinas Bildung und Wissenschaft praktisch ein Jahrzehnt lang still.

Als Mao im Jahre 1976 starb, hinterließ er ein Land in Trümmern. Doch durch sein Tod wurden Möglichkeiten zu neuen Reformen geöffnet. Ein Jahr nach Maos Tod kam Deng Xiaoping an die Macht. Er begann schließlich mit systematischen Wirtschaftsreformen. Durch diese Reformen durften erstmals private Geschäfte aufgemacht werden. Somit war wirtschaftliches Wachstum und die Anhäufung von Eigenkapital möglich. Ab 1979 wurden in China Sonderwirtschaftszonen mit wirtschaftlichen Sonderrechten und eigener Gesetzgebungskompetenz geschaffen. Die Zonen sollten unabhängig vom übrigen China mit neuen Wirtschaftsreformen und liberalen Wirtschaftspolitiken experimentieren und ausländisches Kapital und Fachwissen anziehen. Für die ersten Sonderwirtschaftszonen wurden absichtlich besonders rückständige und unbedeutende Gebiete ausgesucht. Sollten die Experimente erfolgreich sein, dann könnten sie auf ganz China ausgeweitet werden, ginge jedoch etwas schief, dann wäre der Schaden begrenzt und weit weg von Peking. Mit dem Erfolg der Sonderwirtschaftszonen wurden wirtschaftliche Konzepte der Sonderwirtschaftszonen auf weitere Gebiete ausgeweitet. Bereits 1984 erhielten 14 Küstenstädte, darunter Shanghai, als “offene Städte” ähnliche aber weniger weitreichende Privilegien. Nach Hinzufügung zusätzlicher Wirtschaftsöffnungszonen entstand 1985 ein zum Ausland geöffneter Wirtschaftsstreifen an der Küste. In der Folgezeit entstand eine Vielzahl “spezieller Wirtschaftszonen” mit verschiedenen Regulierungsformen, zunächst vor allem an der Küste, später auch im Binnenland.

Während Dengs Regierungszeit verbesserte sich die Lage für Millionen von Chinesen merklich. Deshalb sagt man heute, dass es sich bei Werk Dengs um den größten Erfolg handelt, den ein Einzelner je zustande gebracht hat. Jedoch verstärkten sich die gesellschaftlichen Unterschiede während dieser Zeit so schnell, wie es noch nie in einem anderen Land zuvor registriert wurde. Jiang Zemin übernahm nach Dengs Tod 1997 die Führung. Innenpolitisch setzte dieser nun neben der wirtschaftlichen auch eine ideologische und politische Reform in Gang. So förderte er nicht nur Staatsbetriebe und Investitionen, sondern versuchte mit vielen Mitteln, die traditionellen chinesischen Werte aufzuwerten und schränkte die Pressefreiheit weiter ein. Trotz all dieser Wirtschaftsreformen gab es kein politisches Umdenken. Auch wenn die Wirtschaft liberalisiert wurde, so blieb der politische Gedanke doch konstant und Kritiker meinen heute, dass es sich in China nicht um wirklich freie Marktwirtschaft handelt, sondern dass die Regierung die Wirtschaft immer noch lenkt und beeinflusst.

Chinas Wirtschaft zählt heute zu den stärksten der Welt. Seit 2009 ist China die exportstärkste Nation weltweit. Im Jahre 2013 hatte der Export von Gütern aus China einen Wert von über 2 Billionen US-Dollar. Der Import von Waren nach China fiel mit einem Wert von etwa 1,95 Billionen US-Dollar geringer aus, sodass in der Handelsbilanz bei den Gütern in China ein Überschuss von rund 259 Milliarden US-Dollar zu verzeichnen war. Außerdem verdrängte China Japan 2010 als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das nominale Bruttoinlandsprodukt in China betrug im Jahr 2010 rund 5,9 Billionen US-Dollar und fiel damit circa 400 Milliarden US-Dollar höher aus als in Japan. Der Internationale Währungsfond rechnete 2014 mit einem chinesischen Bruttoinlandsprodukt in Höhe von rund 10 Billionen US-Dollar. Die chinesische Wirtschaft ist in den letzten Jahren und auch während der weltweiten Wirtschaftskrise weiter stark gewachsen. Das reale Wachstum des BIP in China in den Jahren von 2008 bis 2011 lag bei jeweils etwa 9 bis 10 Prozent, sank jedoch nach 2011 auf unter 8 Prozent. Die wirtschaftliche Entwicklung in China brachte 2014 ein Wachstum von 7,5 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts.

Burschungsvortrag über die Wirtschaftsgeschichte Chinas von Dehao Zhang